Bitte mehr Wildnis
Industrie- und Gewerbezonen sind oft graue Mäuse. Selbst die Umgebung von öffentlichen Werken und Anlagen ist meist von Asphalt und eintönigem Grün geprägt. Die Birsstadt-Gemeinden wollen das ändern und vielfältigere Lebensräume für Stadtbewohner wie Bienen, Vögel oder Eidechsen schaffen. Das könnte auch Private motivieren, mehr für die biologische Vielfalt zu tun, wie ein Augenschein in Reinach zeigt.
Der Werkhof Reinach ist Stephan Königs Revier. Von hier aus leitet der Gärtner den Grünbetrieb und hier hat er zusammen mit seinem Team in den letzten Wochen die Umgebung neugestaltet. «Die Arbeit hat sich gelohnt – künftig fällt der Unterhalt geringer aus», sagt er lachend. Gewinnbringend ist der Einsatz vor allem für die Biodiversität, die in der Schweiz dramatisch abgenommen hat. Grundlage ist ein gemeinsam erarbeitetes Konzept der Arbeitsgruppe Birspark Landschaft der Birsstadt. Es sieht vor, dass die beteiligten Gemeinden ihre Zonen der öffentlichen Werke und Anlagen unter finanzieller Beteiligung des Kantons ökologisch aufwerten. Reinach hat als erstes Hand angelegt. Weitere werden bis Ende 2024 folgen.
Vom Friedhof zum Werkhof
Für Laien am augenfälligsten sind mehrere Wurzelstöcke und übereinanderliegende Baumstämme. Letztere gehörten zu einem Ahorn, der bis anhin den Friedhof schmückte. «Er musste leider aus Sicherheitsgründen gefällt werden», erklärt König. Jetzt finden in den unzähligen Löchern, die seine Mitarbeitenden in das tote Holz gebohrt haben, Wildbienen eine Nistmöglichkeit – genauso wie bald Leben einziehen wird in die Ritzen und Nischen zwischen Bruchsteinen, die man hie und da aufgeschichtet hat. So manch eine Passantin oder Werkhofbesucher werden diese einfachen Lösungen zur Biodiversitätsförderung hoffentlich nachahmen. Das gelte beispielsweise auch für die Entfernung von gebietsfremden Gehölzen: «Für manch ein Auge sind Ziersträucher zwar schmuck, aber für die heimische Stadtnatur sind sie unnütz. Sie bieten hiesigen Insekten und Vögeln keine Nahrung oder Lebensräume», so König. Bunt gemischte Gruppen von einheimischen Sträuchern sind an ihre Stelle getreten, ergänzt von Magerwiesen und abwechslungsreichen Flächen mit Wildstauden. Diese Kombination bietet vielen krabbelnden, summenden, flatternden und fliegenden Tierchen Nahrung und Unterschlupf. «Das natürliche Gleichgewicht wird sich nun nach und nach einstellen und wir erleben bald eine bunt gemischte Blütenpracht», freut sich König über sein neues altes Revier.
Weitere Informationen: Projekte > Birspark Landschaft
Festival der Natur
Vom 18. bis 28. Mai 2023 laden im Rahmen des Festivals der Natur auch in den Birsstadt-Gemeinden zahlreiche Veranstaltungen dazu ein, die Pflanzen- und Tiervielfalt zu entdecken. Lassen Sie sich begeistern: festivaldernatur.ch